Selbstbiographie Dr. h.c. Norbert Tilmann (1788-1863)


Selbstbiographie unseres Ahnherren Norbert Tilmann


(Quelle: Tilmann Nachrichten Nr. 4/Mai 1943)

Am 28. Mai 1788 wurde ich geboren und erhielt die Namen Norbertus, Johannes, Franziskus. Meine Pathen waren mein Oheim mütterlicherseits, Norbert Gordes, Distributor zu Neuenheerse und die Frau Bürgermeisterin Arens, geb. Hamich. Nachdem ich auf den hiesigen Bürgerschulen den ersten Unterricht genossen, brachte mich mein Vater, um den dringenden Wünschen meines Oheims zu entsprechen, im Herbste 1795 zu demselben nach Neuenheerse. Er war der Distributor des aus adligen Damen und mehreren geistlichen Benefiziaten bestehenden Stiftes. Mein Oheim und Pathe war ein in jeder Hinsicht gebildeter und vortrefflicher Mann. Er selbst lehrte mich ein anständiges Betragen, wozu der tägliche Umgang mit höheren Ständen Gelegenheit darbot und ließ mir den nötigen wissenschaftlichen Unterricht durch einen Privatlehrer, Herrn Benefiziaten Scheidt erteilen.Die frohesten Erinnerungen der Kindheit knüpfen sich an diesen in dem freundlichen Hause meines Oheim zugebrachten dreijährigen Aufenthalt, der nur durch eine jährliche Reise zu meinen lieben Eltern unterbrochen wurde.

 

Im Herbste 1798 kehrte ich in das elterliche Haus zurück und setzte seitdem meinen Unterricht auf dem Gymnasium zu Arnsberg fort. Jährlich in der Vacanz besuchte ich meinen Oheim, der mich auf seinem schönen Fuchse abholen ließ, mich wie seinen Sohn ans Herz drückte und die Fortschritte meiner Bildung streng prüfte, dabei aber alles aufbot,die Freude der Vacanz zu erhöhen. Auch im Herbste 1803 ,ließ mein Oheim mich abholen. Wir hatten aber kaum das Glück des Wiedersehens erneuert, als mein Oheim zu meiner größten Bestürzung bedenklich krank wurde. Mit aller Ergebung in den Willen Gottes errichtete er am 10. Oktober sein Testament, setzte mich zu seinem Erben ein und ging einige Tage darauf zu einem besseren Leben über. Ich folgte ihm nebst meinem Vater, der auf meine Nachricht herbeigeeilt war und ihn noch am Leben getroffen hatte, in Begleitung des ganzen Stiftpersonals in feierlicher Ordenstracht und fast aller Bewohner des Ortes und der nächsten Umgebung zu seiner letzten Ruhestätte und habe den unendlichen Schmerz, den ich in meinem 15. Lebensjahr dabei empfunden, mein ganzes Leben hindurch nicht vergessen. Er hatte durch strenge Redlichkeit, Wohlthätigkeit und durch ein menschenfreundliches, gefälliges Betragen gegen Jedermann die allgemeine Achtung und Liebe erworben. Noch jetzt danken Dir meine Thränen, Du edler, unvergeßlicher Mann, mein zweiter Vater! - Denn nicht durch Dein Vermögen, daß Du mir nachließest, sondern durch das Gemüth, das Du mir pflegtest, hast Du mein Glück befördert.

Das Wiedersehen meiner Eltern und die Fortsetzung meiner Studien linderten bald die Trauer meines Herzens. Nachdem ich das Gymnasium vollendet und einige vorbereitende Vorlesungen über Rechtswissenschaften bei Herrn Geheimrat Arendts, mit dem ich später so verbunden wurde, gehört hatte, bezog ich im Herbst 1805 die Universität Gießen und im Herbst 1807 die Universität Heidelberg, kehrte im Herbst 1808 ins väterliche Haus zurück und wurde nach überstandenen Examen und einjähriger Acceß bei dem Hofgericht im Herbst 1810 in meinem 22ten Lebensjahre als Hofgerichtsadvocat angestellt.

Am 8. Oktober 1818 verließ ich das elterliche Haus, denn an diesem Tage segnete die Kirche den Bund mit meiner geliebten Sophie ein, den unsere Herzen schon im Jahre 1812 am 17. Mai geschlossen hatten. Sophie Antonette Arndts war am 27. März 1791 geboren. Ihre Pathen waren Herr Kammerrath Arndts und Fräulein Sophie Biegeleben, welche durch den Licentiaten des Rechts Christian Arndts und Marianne Arndts geb. Biegeleben vertreten wurden. Am 1. Juli 1819 wurde mir der erste Sohn geboren. Seine Großeltern, der Geheimrat Engelberth Arendts und Antonette Tilmann geb. Gordes, waren seine Pathen und er erhielt die Namen Albert, Engelbert, Ferdinand. Am 26. Oktober 1821 wurde mir das zweite Kind, die erste Tochter geboren. Taufpathen waren seine Großeltern Franz Tilmann und Therese Arndts, geb. Floret. Das Kind erhielt die Namen Theresia, Franziska.
Bis dahin war die Heiterkeit unseres glücklichen häuslichen Lebens zwar schon durch den Tod unseres Vaters und Schwiegervaters, des Geheimrathes Engelberth Arndts, dieses edlen, religiösen, gelehrten und in langjährigem Staatsdienste vieles wirkenden Mannes, welcher am Ende 1819 erfolgte getrübt worden. Am 26. Juli 1822 starb auch mein Vater Kaufmann Franz Tilmann im 76. Lebensjahre, ein thätiger, frommer, redlicher und heiterer Mann, dem ich alles zu danken habe, was nur ein Kind seinem Vater danken kann, der nicht nur auf seine Erziehung und Bildung alles Nöthige verwendete, sondern auch ein ansehnliches Vermögen, blos durch eigene Tätigkeit erworben, mir und meinen beiden Brüdern hinterlassen und mich dadurch in den Stand gesetzt hat, zufrieden mit meinem Berufe als praktischer Rechtsgelehrter, auf alle andere Anstellung im Staatsdienste zu verzichten.

Aber ein größerer, ganz unerwarteter Verlust stand mit bevor. Meine innigst geliebt Sophie, sonst von Krankheit frei, wurde durch ein schreckliches Nervenfieber, welches nur einige Tage dauerte, am 6. April 1822 von meiner Seite gerissen. Ihr klarer Verstand, ihre Frömmigkeit, ihre feste Zuversicht auf die Verheißung der Religion, die sie stets, besonders aber in den letzten Stunden, ihres irdischen Daseins an den Tag legte, und der Blick auf meine beiden Kinder hielten mich aufrecht in jenen herzzereißenden Augenblicke, als sie ihr mir so theures Leben in meinen Armen aushauchte. Der Übergang aus einer durch die innigste Liebe verschönerten häuslichen Zufriedenheit in den öden, nur durch meine beiden Kinder erheiterten Witwerstand war hart und mit manchen Ungemach verbunden. Bald aber ging die Hoffnung, welche meine geliebte Sophie bei ihrer Trennung von mir in meiner Seele erregt hatte, in glückliche erfüllung. Im März 1825 verlobte ich mich mit ihrer Schwester Henriette unter Vorbehalt der Dispens von Rom. Am 24. April 1825 starb ihre Mutter, die Geheimrätin Therese Arndts geb. Floret, nachdem Sie unseren Bund gesegnet hatte. Sie war voll Frömmigkeit und Güte und das Muster einer vortrefflichen Hausfrau, welche Eigenschaften sie ihren Töchtern durch einen zur Häuslichkeit anhaltenden Erziehung angeeignet hatte. Am 28 Juli 1825 erfolgte die päpstliche Dispensation und am 27. November 1825 reichte mir meine Jette ihre Hand am Altare. Sie brachte den Himmel häuslichen Glücks in mein Haus zurück und meine Kinder erhielten durch sie ihre Mutter wieder. Sie ist geboren am 28. November 18000. Ihre Pathen waren die Frau von Grote und der Herr Official Pater, Josef Crames aus Clauspruch, und sie erhielt die Namen Maria, Henriette, Josepha, Walprurgis, Hubertine. Seitdem hat mich der liebe Gott mit häuslichen Freuden gesegnet.

Am 21. August 1826 wurde mir das dritte Kind, der zweite Sohn, geboren. Seine Pathen waren Herr Regierungsrat Ferdinand Arndts und Therese Josephine Tilmann geb. Frigge. Er erhielt die Namen Gustav Ferdinand Joseph.

Am 1. Oktober 1828 wurde mir das vierte Kind, der dritte Sohn, geboren. seine Pathen waren mein älterer Bruder Joseph Franz Tilmann, die Frau Doktorin Adolphine Hollenhorst geb. Arndts und Frau Geheimrätin Lisette Floret geb. Arndts zu Darmstadt. Er erhielt die Namen Adolph, Carl Joseph. Alle unsere Kinder haben die Schutzblattern gehabt und die sogenannten Röteln glücklich überstanden.

Am 28. Januar 1831 wurde mir das fünfte Kind, der vierte Sohn, geboren. Seine Pathen waren Herr Postmeister Arndts und die Frau Maria Magdalena Tilmann, geb. Anthée. Er erhielt in der Taufe die Namen Otto Friederich Maria.

Im Jahre 1831 hatten Otto, Gustav, Adolph einen sehr heftigen und anhaltenden Stickhusten, woran Albert schon früher gelitten. Im Jahre 1832 hatte Adolph und Otto das Scharlachfieber, auch beide nebst Gustav die Steinblattern.

Durch Verträge vom 17. November 1831 mit Kataster-Direktor Emmerich und Regierungs-Sekretär Brandhof erwarb ich mein jetziges Wohnhaus, wie dei vorhandenen Urkunden näher ergeben. Oster 1832 bezog ich dasselbe und mußte in der ersten Zeit, weil ich dieses haus ausbauen ließ, sehr beschränkt darin wohnen. Meine liebe Jette ertrug die desfallsigen vielen Unannehmlichkeiten mit großer Geduld, denn sie wußte sich in alles zu finden. Mit Hinzurechnung der bedeutenden Baukosten kostet mich das haus mit Nebengebäuden, den beiden Gärten und dem Baumhofe 7241 Thaler, worüber sich die Berechnung vorfindet. Glückliche Tage haben wir in diesem Haus verlebt.

Am 15. November 1833, morgens gegen 7 Uhr wurde mir eine Tochter geboren Sie erhielt bei der heiligen Taufe am 28. November die Namen Amalia, Sophia, Theodore. Pathen waren meine Schwägerin, Frau Dröge und mein Vetter Justizkommissar Linhof. Am 6. März 1838 nachtsein Uhr wurde mir ein Sohn geboren, der am 9. März getauft wurde und die Namen Emil, Franz, Anton erhielt. Pathen waren meine Schwägerin die Frau Geheimrätin Antonette Arndts und mein Schwager Justizkommissar Dröge. Meine liebe Jette hatte kurz vorher und fast bis zur Niederkunft die hier grassierende aber nicht bösartigen Blattern gehabt, welcher Umstand mir schwere Sorge machte. Am 18. September starb meine liebe Mutter im 85. Lebensjahre. Sie war am 15. Februar 1754 in Arnsberg geboren, das Muster einer guten Hausfrau und verband mit Herzensgüte einen klaren Verstand, viel Lebensklugheit und Gefühl für das Schickliche und Anständige, worauf Sie sehr hielt. Durch ihr Hinüberschlummern in das Land der Seligkeit nach einem langen, thätigem Leben wurde ihrh frommer Wunsch erfüllt. Ihr folgte am 12. August mein Bruder Joseph, mit dem ich durch eine nie getrübte brüderliche Liebe verbunden war.

Aber ach welch eine schwere Prüfung stand mir bevor ! Den 13 Juni 1843 war der schreckliche tag, an welchem meine innigst geliebte Jette, meine heitere stets freundliche, von Allen so wohl gelittene Jette, nachdem sie 14 Tage an der Blatterrose krank gewesen war, durch den Tod von meiner Seite gerissen wurde. Ich und meine Kinder, denen sie die trefflichste Mutter gewesen war, verdanken ihr wesentlich unser Lebensglück. Zum zweiten Male in den traurigen Witwerstand versetzt und die Schwäche des höheren Alters fühlend, finde ich nur Trost in meinen lieben Kindern, die mir bisher so viele Freude gemacht und von denen Therese durch ihre häusliche Tüchtigkeit mich bisher von der großen Unannehmlichkeit überhoben hat, eine Fremde im Hause schalten zu lassen.

Am 25. Januar 1848 starb mein Bruder Anton bei Kaskakia, Provinz Illinois in Nordamerika. Am 25.Juli 1848 führte mir Albert zu meiner größten Freude in seiner Alma eine treffliche Tochter zu.
Wenn ich oft mit banger Sorge der Zukunft entgegen sehe, dann denke ich, Sophie und Jette beten und wirken vereint für unsere geistiges und, soweit es uns nötig ist, unser zeitliches Wohlergehen. Treffen uns Übel, so wollen wir sie als Prüfung hinnehmen. Nur davor wolle der liebende Vater im Himmel uns bewahren, daß wir sie nicht durch eigene Schuld herbeiführen.

Am 14. September 1852 heiratete meine Tochter Therese den Kaufmann Constatin Schultz in Elberfed. 1857 den 2. Juni führte mein Sohn Gustav Ottilie Cosack mir eine in jeder Hinsicht mir willkommene Tochter zu. 1857, den 13. Oktober reichte meine liebe Sophie am Altare die hand dem Divisions-Auditeur Michelis in Frankfurt a. Main zu meiner großen Freude.


Die Ehrendoktorwürde unseres Stammvaters

 

Unser Stammvater Norbert Tilmann (1788 - 1863), dessen Person und Lebens­lauf uns aus verschiedenen schriftlichen und mündlichen Berichten vertraut ist,  führte neben seiner Amtsbezeichnung - seit 1830 Rechtsanwalt und

Notar - auch den juristischen Doktortitel mit dem Zusatz  h.c .  (honoris causa =  ehrenhalber) . Er hatte also nicht in der üblichen Weise an einer Hochschule promoviert, sondern muß diesen Titel wegen besonderer Verdienste verliehen bekommen haben. In der Regel werden mit dem Dr. h .c. Personen ausgezeichnet, die im öffentlichen Leben besonders hervorgetre­ten oder durch wissenschaftliche Veröffentlichungen bekannt geworden sind .

 

Wie sich aus dem Totenzettel unseres Stammvaters ergibt und wie auch aus der Stammtafel ersichtlich, erfolgte die Promotion durch die Universität Gießen . Wir erinnern uns,  daß Norbert Tilmann im Herbst 1805, also in der

napoleonischen Ära, sein Jura-Studium an der Universität Gießen begann. Diese Ortswahl lag deshalb nahe, weil Gießen Landesuniversität des Landgrafen, späteren Großherzogs von Hessen-Darmstadt war, der 1802/1803 aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses  anstelle des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten neuer Landesherr im kurkölnischen Sauerland geworden war . Nach Beendigung seiner Studien, seit 1807 in Heidelberg, und nach bestan­ denem Examen beim hessischen Hofgericht in Arnsberg ist Norbert Tilrnann dann am 9.9.1809 dort als Accessist eingestellt worden, was etwa der Stellung eines Referendars oder Assessors entspricht. Seine Zulassung als Hof­gerichtsadvokat erhielt er am 17.10. 1810 , also schon im Alter von 22 Jahren.

Damit begann seine eigentliche Berufstätigkeit, nur 1814 unterbrochen durch seine Beteiligung an den Freiheitskriegen im Arnsberger freiwilligen Jägerkorps, das zu dem hessischen Truppenaufgebot gegen Napoleon gehörte . Mit dem Wiener Kongreß (1815) endete die hessische Herrschaft . Ganz Westfalen wurde preußische Provinz; das Arnsberger Gericht behielt die Bezeichnung Hofgericht noch über 10 Jahre bei , danach Ober-Landesgericht , seit 1849 Appellationsgericht .

 

Eine Rückfrage bei der Universität in Gießen ergab,  daß kein Aktenstück mehr aus dieser Zeit vorhanden ist, wo hl aber eine Eintragung im Dekanatsbuch der juristischen Fakultät unter den Promotionen des Jahres 1859:

" No. 6, 25 . September,  Norbert Tilmann , Arnsberg, honoris causa zu seinem fünfzigjährigen Jubiläum" .

 

Eine Bemerkung dazu: Norbert Tilmann war durch seine erste Anstellung beim Hofgericht bereits Beamter geworden und hat diesen Status auch als Advokat bzw. Rechtsanwalt in hessischen und preußischen Diensten beibehalten , so daß er am 9.9.1 859, weil er offenbar noch berufstätig war , tatsächlich sein 5o jähriges Dienstjubiläum feiern konnte.

 

Normalerweise gehört zu solch einem Dienstjubiläum gewiß nicht die Verleihung einer Ehrendoktorwürde , auch wenn dies damals sicher ein seltenes Ereignis war. Die Gründe dafür erfahren wir aus der Promotionsurkunde selbst, datiert vom 25.9.1859, die sich in alten Familienpapieren m eines Großvaters Josef Tilamnn-Neuwied befindet und die anliegend als Fotokopie beigefügt ist. Es bedarf allerdings einiger Kenntnisse in Latein, um den Wortlaut der Würdigung unseres Stammvaters sinnvoll zu übersetzen . Kurz gesagt, es sind vor allem hervorragende juristische Kenntnisse, ein hohes Berufsethos und vorbildliche Charaktereigenschaften, die den zu Promo­vierenden auszeichnen, nicht etwa wissenschaftliche Arbeit en. Das paßt ganz in das bekannte und vertraute Bild des Stammvaters, wenn m an ein­ mal von den in einer solchen Urkunde üblichen Superlativen absieht .

 

Die Originalurkunde mit Universitätssiegel ist von den 3 darin genannten Professoren, dem Rektor, dem Kanzler und dem Dekan der juristischen Fa­kultät unterschrieben. Der Dekan ist kein Geringerer als der bedeutende Rechtslehrer R udolf v. Jhering (1818 - 1892), Begründer der heute noch nachwirkenden naturalistischen Betrachtung des Rechts .

 

In den Familienpapieren ist eine handschriftliche Notiz für ein Dank­ schreiben vom 3.l0.1859 an die juristische Fakultät in Gießen enthalten . Dort heißt es wörtlich:

"Auf das Gesuch m einer Collagen hat die juristische Fakultät zu Gießen die hohe Gewogenheit gehabt, zur Feier meines 5o jährigen Jubelfestes die Doctorwürde honoris causa mir zu ertheilen ..."

Das spricht für das hohe Ansehen, das Norbert Tilmann bei seinen Kollegen genoß .

 

Aus dem Entwurf für das Dankschreiben ergibt sich auch, daß die Urkunde offenbar mit der Post zugesandt und nicht in einer besonderen Feierstunde überreicht worden war , also am eigentlichen Jubiläumstag noch nicht vor­ liegen konnte .

 

Das Jubiläum selbst wurde am 25 .9.1859 in Arnsberg feierlich begangen.

Von dem Programm füge ich eine Fotokopie bei . Bei dem Fest-Comite handelt es sich um Rechtsanwaltskollegen des Jubilars . Das Einladungsschreiben selbst, das auch vorliegt, haben Dr. Linhoff und Dr. Somm er - der Vater von Alma Tilmann geb. Sommer, Neuwi ed - unterschrieben . Das Gesellschafts­haus, wo das Festessen stattfand, ist das spätere Rathaus am Neumarkt.

 

Bei dieser Gelegenheit muß der Pokal überreicht worden sein, den jetzt Engelbert Tilmann-Paderborn besitzt und der schon auf Familientagen gezeigt wurde.

Wie sich aus den Familienpapieren weiterhin ergibt, gehörte zu den Gra­tulanten Johann Suibert Seibertz (1788 - 1871 ), Richter in Arnsberg, über Westfalen hinaus bekannt geworden als Historiker des alten Herzogtums Westfalen mit der Hauptstadt Arnsberg. Ihm war 1988 eine Ausstellung im dortigen Sauerland-Museum gewidmet. Mit ihm verband Norbert Tilmann seit der gemeinsam en Studienzeit in Gießen und Heidelberg eine alte Freundschaft . Bei dem vorhandenen Papier handelt es sich offenbar um den Text einer Ansprache, die Seibertz damals gehalten hat, und in der er auch auf die verwandtschaftlichen Beziehungen anspielt. Er hatte nämlich eine Arndts zur Frau.

 

Mit dem Jubilar waren seine 5 Söhne, Albert, Gustav, Adolf, Otto und Emil und seine Schwiegersöhne Constantin Schultz und Theodor Michelis erschienen. Die durch Mutterpflichten verhinderten Töchter Therese Schultz

und Sophie Michelis hatten schriftliche Glückwünsche gesandt, außerdem die Schwiegertochter Alma Tilmann. Adolf und Emil waren noch nicht ver­heiratet, Otto starb 1 863 unverheiratet. Ottilie Tilmann geb. Cosack, die Frau von Gustav Tilmann, damals in Paderborn, dürfte wohl anwesend gewesen sein.

Ein Familienfoto hielt das-Ereignis fest. Am 24 10.1859  bedankte sieh Therese Schultz schriftlich bei ihrem Vater für die Übersendung dieses Bildes und schrieb dazu wörtlich:

" Ich kann mich nicht sattsehen an dem selben. Noch nie habe ich eine derartige gelungene Gruppe gesehen; auch die Figuren sind recht gut gelungen. Dir sieht man das Behagen an, mit welchem Du in der Mitte Deiner Söhne sitzest. Der schöne Pokal und Stock erinnern zugleich an    die Zeit und Veranlassung seiner Entstehung. A dolph und Albert sind am wenigsten hübsch geworden. Letzterem sieht man etwas  Auf­regung an. Otto, Schultz und Theodor (Michelis) sind am besten, es mag dieses aber auch an ihrer Stellung liegen ..."

 

Sicher haben alle Familienzweige damals Abzüge dieser Fotografie er­ halten . Hoffentlich hat sich noch irgendwo ein Exemplar erhalten, von dem man Kopien für Interessenten anfertigen kann.

 

Auch der preußische König hat offenbar das Jubiläum zum Anlaß genommen, unserem Stammvater mit dem "rothen Adler Orden vierter Classe" auszu zeichnen; ein Orden, der insbesondere für langjährige treue Dienste als Beamter verliehen wurde und mit dem heutigen Bundesverdienstkreuz ver glichen werden kann. Datum der Ordensurkunde ist der 19.8.1859. Es ist anzunehmen, daß der Orden offiziell am Jubiläumstage überreicht wurde.

 

Text: Franz-Josef Bender